Compliance oder auch Therapietreue bezeichnet die Einsicht, das Einverständnis, die Kooperationsbereitschaft und auch die Motivation der Patientinnen und Patienten zur Mitarbeit. Sie bestimmt ganz wesentlich den Behandlungserfolg.
Häufig wird Compliance allein oder vorrangig auf medikamentöse Therapie bezogen. Gesundheitswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler haben zur Messung dieser Therapietreue verschiedene Methoden entwickelt. Compliance kann aber auch deutlich mehr umfassen: Die Nutzung verschriebener Hilfsmittel, die Einhaltung eines therapeutischen Übungsplanes, die Umstellung des Lebensstils (Ernährung, Bewegung, Rauchen, Alkohol).
Welche Faktoren beeinflussen die Compliance?
Die Therapietreue, auch bekannt als Compliance, ist ein komplexes Phänomen, das von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird. Gemäß der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) lassen sich diese in fünf Hauptkategorien einteilen, die einen Einblick in die vielschichtigen
Aspekte der Patientenadhärenz bieten:
- Individuelle Faktoren (z.B. Information des Patienten, aber auch Vergesslichkeit)
- Sozioökonomische Faktoren (z.B. Bildung, Wohlstand)
- Krankheitsbedingte Faktoren (z.B. psychische Erkrankungen)
- Therapiebedingte Faktoren (z.B. Nebenwirkungen)
- Systembedingte Faktoren (z.B. Kostenübernahme, Behandlungsmöglichkeiten)
Vergessen gehört zu den häufigsten Gründen der „Non-Compliance“
Das Nichteinhalten von Ratschlägen und Therapieplänen bezeichnet man als Non-Compliance. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ein entscheidender Faktor für das Mitwirken von Erkrankten ist die Information, wie neuere Studien belegen. Wer Zusammenhänge nachvollziehen kann, zeigt deutlich mehr Bereitschaft, eigene Anstrengungen auf dem Weg der Genesung in Kauf zu nehmen. Chronisch Kranke erhalten aus diesem Grund heute häufig eine Patientenschulung. Gründe für Non-Compliance sind z.B. Vergesslichkeit, Bequemlichkeit, Scheu vor Nebenwirkungen und Kosten.
39 % der Patienten zeigen non-compliantes Verhalten
Untersuchungen zeigen, dass höchstens die Hälfte der Patienten langfristige Therapien gemäß den ärztlichen Anweisungen einhält. Sogar bei als entscheidend erachteten Medikamenten in der Onkologie zeigt sich, dass bereits nach drei Monaten 30 % der Patienten nicht die vorgeschriebene Therapie befolgen. Ähnliche Trends wurden auch bei Diabetes-Patienten beobachtet: Bei Typ-2-Diabetikern, die als Indikator für eine gute Compliance eine Therapietreue von über 80 % erfordern, waren 62 % bezüglich der Diätempfehlungen non-compliant, während 85 % keine sportlichen Aktivitäten durchführten. Zusätzlich waren 17 % non-compliant bei der Einnahme oraler Antidiabetika und 13 % bei der Insulinapplikation. Im Durchschnitt zeigte sich, dass 39 % der Patienten nicht alle erforderlichen Maßnahmen gemäß den ärztlichen Anweisungen umsetzten.
Gesundheitscoaching für eine verbesserte Lebensqualität
Die Betreuung von Patienten erstreckt sich weit über die bloße Einhaltung einer Therapie hinaus. Gesundheits-Coaches setzen auf einfühlsame und zielgerichtete Unterstützung, um sicherzustellen, dass Patienten nicht nur ihre Medikamente einnehmen, sondern auch ein tiefes Verständnis für ihre Krankheit entwickeln und aktiv zu ihrer eigenen Gesundheit beitragen können. Ein besonderer Fokus sollte darauf gelegt werden, dass die Patienten nicht nur die Symptome behandeln, sondern auch die zugrunde liegenden Ursachen verstehen und gezielt angehen. Durch gezieltes Coaching werden individuelle Ziele gesetzt und maßgeschneiderte Aktionspläne erstellt, die Bedürfnisse und Lebensumstände berücksichtigen. Dabei wird auf die Förderung gesunder Gewohnheiten, optimierte Ernährung, Bewegung und Stressmanagement geachtet, um das Wohlbefinden und die Lebensqualität zu verbessern.
Erfolgsfaktor Patient- Support-Programs
Die Ergebnisse sind eindeutig: Patientenbetreuungsprogramme, insbesondere solche, die auch eine Betreuung von Patienten im heimischen Umfeld beinhalten, “zahlen sich aus” – gleichermaßen für Patienten und die pharmazeutischen Unternehmen als Auftraggeber.
Ein Vergleich zeigt, dass die Therapietreue im Rahmen von Patientenbetreuungsprogrammen mit Nurse Service bei beeindruckenden 92 % liegt, im Gegensatz zu 62 % ohne derartige Unterstützungsmaßnahmen. Diese Daten verdeutlichen den entscheidenden Mehrwert, den eine umfassende Betreuung für den Therapieerfolg der Patienten sowie für die Ziele und den Erfolg der pharmazeutischen Unternehmen hat.
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Lead Patient Solutions, Michael Weimann
Quelle: Gesundheitsökonomie ZHAW, Renato Farcher, 2019